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All meine Arbeiten verbindend ist ein konzeptueller Ansatz, in dem ich mich mit Fragen von Nähe und Distanz, Erinnerung und zeitlichen Abläufen beschäftige. Um den langen zeitlichen Prozess nicht nur im Inhalt der Werke, sondern bereits durch die Durchführung erkennbar zu machen nutze ich in meinen Arbeiten eine große Bandbreite an Techniken, welchen ein langwieriger Handarbeitsprozess zugrunde liegt und ergänze diese mit „zeitloser“ Arbeit am Computer.

Ich treffe die Entscheidung, in welcher Art und Weise ich ein Bild umsetze und wie ich die Zeit der Umsetzung verbringe, also mittels Zeichnung, Bügelperlenarbeit, Schriftbild oder Digitaldruck immer im Bezug zum Inhalt, d.h. der daraus resultierenden Intention. Nach meinen vorher erarbeiteten konzeptionellen Ideen vertiefe ich mich dann in das kleinste Detail gezeichneter Linien, setze winzige Bügelperlen, Buchstaben oder ganze virtuelle Objekte in musterartige Reihungen, konzentriert auf die zunehmende Eigenständigkeit des schlichten Tuns. Meine Formensprache lässt sowohl an Stickereien als auch an Computergrafiken denken, doch benutze ich den Computer hauptsächlich als Arbeitsmittel zur Motivsammlung und Vorlagenerstellung.

Mit der Hand übertrage ich die Pixelpunkte der Vorlage auf ein Medium wie zum Beispiel Papier, Leinen, Karton oder eine Wand. Ein vorgefundenes oder selbstgezeichnetes Raster ist Strukturelement meiner minutiösen Zeichnungen. Ich habe ein klares Koordinatensystem entwickelt, in dem ich persönliche Begegnungen und Erfahrungen zu objektivieren trachte. Die bewusste Reduktion sowohl der Motive als auch die Begrenzung der gestalterischen Mittel bedingt die minimalistische Wirkung der Arbeiten.

In meinen Bügelperlen Arbeiten kombiniere ich Fototapeten von Privataufnahmen mit einer Bügelperlenarbeit nach Vorlage eines am PC bearbeiteteten Bildausschnittes, mit der dieses besondere Detail verdeckt wird. Persönliches wird hervorgehoben und zugleich in der Verfremdung verborgen. Die linearen Züge geben Distanz. Das Wesen der Erinnerung ist für mich kein Festhalten, sondern ein Geschehen, ein Handeln, in der Gegenwart wandelbar und fragmentarisch.

In verschiedenen Situationen meines unmittelbaren Lebensbereiches mache ich mit meiner Digitalkamera in kurzen Sequenzen Fotos. Beim Betrachten der Aufnahmen am PC entdecke ich flüchtige Momente und Stimmungen, die mir während des Fotografierens nicht auffielen. Die Umwandlung der Vorlagen am Computer in lineare Umrisszeichnungen oder Pixelmuster bildet die Grundlage für die folgende Umsetzung in Malerei und Zeichnung.

Eine weitere meiner Werkgruppen sind großformatigen Schriftbilder, wo ich in exakter Detailarbeit mit Tusche auf Millimeterpapier je einen lapidar formulierten Satz - eine Art Lebensweisheit - durch scheinbar endlos anmutendes, gleichmäßiges Schreiben wiederhole und zu einem zarten zeichnerischen Gesamtbild verdichtet. Dabei werden die Buchstaben akkurat untereinander gereiht, so dass eine textile Struktur entsteht, die durch die farblich abgesetzten Muster unterstrichen wird. Von weitem wirken diese Schriftbilder wie rein dekorative Stoffe oder Wandteppiche und das Lesen hat erst mal sekundäre Bedeutung. Erst bei näherer Betrachtung wird die inhaltliche Intention realisiert

Meine Arbeiten sind der Versuch, einen persönlichen Augenblick festzuhalten, den der Betrachter nur bedingt nachvollziehen kann. Insofern sind meine Arbeiten vielleicht auch wie eine aufgeladene Leerstelle, die durch eigene Gedanken und Erinnerungen gefüllt wird.

 

Saskia Schüler